In der heutigen Zeit ist es eher unüblich sich kritisch mit den eigenen Produkten zu beschäftigen und einen Schritt zur Seite zu gehen, um eine andere Perspektive einzunehmen und das eigene Produkt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Mit unserer Reihe „ecottex klärt auf“ möchten wir genau dies einfach mal machen. In einem unserer letzten Beiträge, z.B. hier bit.ly/fluessigtapete-aus-schafwolle oder hier https://bit.ly/floxxan-organic sind wir schon mal auf die Inhaltsstoffe von FLOXXAN Baumwollputzen bzw. Flüssigtapeten eingegangen und haben erklärt, dass nicht alles Baumwollputz ist, was Baumwollputz genannt wird. Leider finden sich immer wieder Behauptungen zu solchen Putzen, die haarsträubend und größtenteils falsch sind.
Nehmen wir das Thema Akustik.
Hier wird oft pauschal behauptet, dass Baumwollputz ein guter Akustikputz sei. Die erste Frage, die man sich dazu stellen sollte wäre: Ist Baumwollputz das wirklich? Dazu gibt es dann oft Beschreibungen, die zum Ausdruck bringen, dass der Baumwollputz dann akustisch wirkt, wenn er nur dick genug aufgetragen wird. Aber: Baumwollputz wird i.d.R. nur 1,5 bis 2 mm dick aufgetragen. Eine solche geringe Materialstärke wirkt akustisch lediglich im hochfrequenten Bereich, oberhalb von 1.000 hz. Hier befinden wir uns nicht mehr im Sprachbereich, sondern z.B. im Bereich von Tönen, die ein Trockner (Pfeifen) verursacht.
Wird Baumwollputz dicker (z.B. 4 oder 6 mm) aufgetragen, trocknet dieser sehr lange (doppelte Auftragsstärke=4 x längere Trocknungszeit). Bedenkt man nun, dass die normale Trocknungszeit 3-4 Tage beträgt, kann man sich leicht ausrechnen, wie lange es dauert, bis eine solche Schicht getrocknet ist.
Es werden dann auch Beispiele genannt, wo dieser vermeintliche Akustikputz in Kindergärten, Hörsälen und sonstigen gewerblichen Einrichtungen Anwendung finden soll. Allerdings wird dann meist vergessen darauf hinzuweisen, dass dort u.U. eine Baustoffklasse gefordert ist, die die meisten Baumwollputzprodukte nicht aufweisen können (B1 oder B).
Weisen solche Produkte die entsprechende Baustoffklasse aus, so sollte man genau hinsehen. Die Prüfungen sind i.d.R. nur dann gültig, wenn eine sehr geringe Auftragsstärke vorgelegen hat. Bedeutet im Klartext: Möchte man eine gute Akustik und trägt den Baumwollputz dicker auf als normal, sind die Prüfberichte ungültig.
Zusammenfassend bedeutet dies…
Hinterfragen Sie die werblichen Aussagen Ihrer Lieferanten. Manche Argumente lassen sich durch bloßes Nachdenken und dem „Schritt zur Seite“ gut überprüfen. Stellen Sie sich bitte mal ein durchschnittliches Aufnahmestudio aus der Musikindustrie vor. Sehen Sie es vor Ihrem geistigen Auge? Gut, dass ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass an den Wänden und an der Decke mehr oder weniger imposante Schallabsorber angebracht worden sind. Wie soll nun eine 1,5mm bis 2mm dicke Schicht die gleichen Eigenschaften besitzen, wie diese Studio-Akustikelemente? Gar nicht. Wie eingangs beschrieben, dämpft Baumwollputz in hochfrequenten Bereichen. Er kann also unangenehme Töne durchaus reduzieren, erwarten Sie aber bitte keinen Konzertsaal in Ihrem Wohnbereich.
Um die Raumakustik zu verbessern, kann Baumwollputz dann aber doch sehr hilfreich sein. Finden sich in den Räumen Einrichtungsgegenstände die Schall absorbieren (Teppiche, Gardienen, Polstermöbel, etc.) trägt der Baumwollputz dazu bei, die Akustik insgesamt zu verbessern.
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